Soundmatters Foxl

Unterwegs Musik zu produzieren, sei es im Tourbus, im ICE, im Hotelzimmer, der Theaterwohnung, der Berghütte oder Goa heißt meist, auf Kopfhörer angewiesen zu sein. Doch mittlerweile gibt es einige gut klingende portable Lautsprecher, mit denen sich auch unter Backpackerbedingungen Sound machen läßt. Die letzten Jahre waren Logitech Z-10 meine Favoriten hierfür (hier mein Test), doch auch diese Speaker bringen ein Paar Pfund auf die Waage. Deswegen horchte ich auf, als niemand anders als die Hardcore-Legende Henry Rollins die Soundmatters FOXLV2 anpries. Ein handflächengroßes Aktivlautsprechersystem, dass auch noch gut klingen soll? Klingt nach Nonsens, doch das hätte ich vor dem Logitech Test auch gedacht. Nach langen Bemühungen, in Deutschland die Speaker zu finden, konnte ich über Kleinanzeigen ein Gerät ergattern, leider ohne BlueTooth.

In der Tat ist der Foxl so klein, dass man ihn problemlos in der Jackentasche mitnehmen kann. Zur Verdeutlichung habe ich einen Boss-Tuner mit ins Bild gepackt. Nach dem ersten, vierstündigen Aufladen habe ich den Speaker an den iPod angeschlossen und Juan Atkins “Summer in the City” eingelegt. “BRRUMM BRATZ BRUMM BRATZ BRUMM” erklang, als die Bassdrum den Track loskickte und ich griff schnell zu den auf der Rückseite liegenden Lautstärketastern. Hier sind wohl Verstärkerreserven weit über Boxenkapazität eingeplant; das macht sicher Sinn, erschreckt im ersten Moment doch etwas. Was nach der Justierung aus Foxl herauskam, war beeindruckend: saubere, tiefe Bässe, klare Höhen und ein etwas zurückgenommener, aber doch noch feiner Mittenbereich. Der Bass bringt die Tischplatte zum Schwingen und das Gerät scheint einen Herzschlag zu haben, wenn man es in der Hand hält. Bei “Tijuana Nights” von Charles Mingus tritt die erkennbare Tiefenstafflung hervor, keine Spur von der Eindimensionalität ähnlich kleiner Lautsprecher.

Bei der Arbeit an Mixen hat man zunächst eine ganz praktische Basskontrolle, denn wenn man für sich den Foxl auf einen “normalen” Pegel mit bereits gemasterten Tracks eingepegelt hat, zerrt er bei Überschreitung der Basslautstärke schnell. Überraschenderweise lassen sich sogar Subbässe erkennen, in dem man das Gerät in die Hand nimmt und sie “fühlt”.

Ähnlich spielerischer Umgang mit dem Foxl ist gefragt, will man das Panorama überprüfen: dazu muss man ihn sich wie eine Brille auf die Nase setzen. Durch den Close-Up ergibt sich der typische Abhörwinkel und erhält ein schön breites Klangbild, was allerdings aufgrund der über das Nasenbein übertragenen Bassvibrationen eine recht psychedelische Erfahrung werden kann.

Weniger gut bis gar nicht funktioniert die Kontrolle von ungewollten Rauschanteilen, Netzbrummen und sonstigen Störgeräuschen. Eine on-the-road Produktion von Grund auf nur auf dem Foxl zu machen, würde mich bei meinem bisherigen Kenntnisstand nicht trauen; hier würde ich zuerst zu meinen vergleichsweise freudlosen AKG 270 Kopfhörern greifen und den Foxl zum kontrollieren und weiterspinnen benutzen.

Es lässt sich feststellen, dass Musikhören mit dem Foxl Spass macht, mehr als ich erhofft hätte. Besonders das Pulsieren in der Hand gibt dem Gerät antromorphische Qualitäten – es lebt! – die durch das bassbedingte Wandern auf glatter Tischplatte verstärkt werden (Soundmatters hat zu dem üppigen Zubehör auch eine Dämmmatte beigelegt). Natürlich ersetzt er kein Studiomonitorsystem, auch da er eher Hifi als analytisch klingt, doch er ist eine willkommene Ergänzung zu Kopfhörern und eine Alternative zu weitaus sperrigeren portablen Monitoren.

Der FoxlV2 wird jetzt mein fester Begleiter auf den kommenden Produktionen und Touren sein und zunächst die Z-10 ersetzen, welche nun meine Wharfedale Anlage im Schlafzimmer verdrängen.

Soundmatters

Size does matter auch andersrum,
DasDAS