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AEA aus Pasadena ist eine der sehr renommierten Adressen, wenn es um Bändchenmikrofone geht. Man hat dort lange Erfahrung in diesem Bereich, beginnend mit der Wartung historischer Mikros (insbesondere der legendären RCA-Baureihen) und später ergänzt durch die Entwicklung einer eigenen Mikrofonserie. Letztere ist auf eine beachtliche Anzahl passiver und aktiver Bändchen-Typen angewachsen. Unter diesen erregt das passive KU4 besondere Aufmerksamkeit wegen seiner Richtcharakteristik: Im Gegensatz zu den meisten Bändchenmikros (die bidirektional, also Fig8 gerichtet sind) ist es eine sog. Superniere, hat somit geringere Empfindlichkeit nach hinten als nach vorn und eine gegen Null gehende Sensitivität bei 135°. Soweit ersichtlich, gibt es unter den heute in Produktion befindlichen Bändchen nur noch ein weiteres Modell mit ähnlicher Charakteristik, nämlich das Beyerdynamic M160. Schon theoretisch-technisch ist das KU4 also etwas Besonderes. Wer es das erste Mal in die Hand nimmt, wird beeindruckt durch die exzellente Verarbeitung und das schiere Gewicht dieses Schallwandlers. Und wer erstmalig das KU4 hört, den wird vermutlich die Brillanz des Klangbilds vom Hocker hauen. Dass sowas mit einem Bändchen möglich ist, verblüfft ohnehin, aber sogar außerhalb dieser Kategorie dürfte die Zahl derjenigen Mikros überschaubar sein, die in puncto transparenter Helligkeit mit dem KU4 mithalten. Der Hochtonstärke korrespondiert ein insgesamt schlankes Klangbild. Hier und da mag daher dem Bassbereich des KU4 noch etwas EQ zuzugeben sein, aber dies ist auch problemfrei möglich (so wie es beim klassischen, dunkel gefärbten Bändchen-Klang mit dem dort nötigen Höhen-EQ der Fall ist): Denn die beschriebene Zurückhaltung des KU4 heisst bei weitem nicht, dass nicht straffe, knackige Bass-Substanz vorhanden wäre. Und im Rahmen klanglicher Nachbearbeitung kommt dann eine der Stärken von Bändchenmikrofonen zum Tragen — diese sind infolge ihres natürlichen und von Resonanzen weithin unbeeinträchtigten Klanges erfahrungsgemäss sehr EQ-freundlich. Die allgemeine Erkenntnis, dass verschiedene Eingangsimpedanzen des Mikrofonverstärkers bei passiven Bändchen merklich klangbeeinflussend sein können, wird vom KU4 eindeutig bestätigt. Aber auch hier tanzt es ein wenig aus der Reihe. Denn üblicherweise bringen die höheren Impedanzen ein offeneres und helleres Klangbild. Bei der Helligkeit des Klangs dreht das KU4 die Verhältnisse um: Höhere Impedanzwerte machen den — unverändert brillanten — Klang etwas weicher und auch bass-stärker, während die schlanke Brillanz sich mit kleinerer Verstärker-Eingangsimpedanz steigert. Unter 1000, erst recht unter 500 Ohm kann dies aber in unangenehme Schärfe umschlagen, kombiniert mit dem Eindruck eines verengten Klangbildes. Natürlich hat jeder Mikrofonverstärker seinen eigenen Klang, aber im Zweifel ist man also beim KU4 mit Impedanzen oberhalb 1 kOhm oder noch deutlich darüber besser bedient. Die Eingangsimpedanz- Faustregel —mindestens 5x Mikro-Ausgangsimpedanz (hier 300 Ohm)— stimmt also im Ergebnis auch hier.

KU4 Klang- und Richtcharakteristik prädestinieren das KU4 u.a. für Einsätze in etwas grösserer Distanz zur Schallquelle. Auch im Rahmen der M/S-Technik (KU4 als Mittenmikro) bringt der helle Klangcharakter Vorteile: Der M/S-Anwender steckt oft im Dilemma, dass gewünschter Zugewinn an Brillanz die Erhöhung des S-Anteils im Mix erfordert, diese Erhöhung aber die Phasenkorrelation im Stereobild oft in eher zu meidende Bereiche treibt. Mit dem KU4 ist dies kein Thema: Brillanz kommt hier auch und insbesondere aus dem M-Kanal! Das AEA KU4 ist nicht ganz billig, aber dafür ein sehr besonderes Stück edler Mikrofontechnik.

Klangbeispiele mit unterschiedlicher Preamp-Eingangsimpedanz und ohne/mit EQ: