LaChapell Audio steht für handgemachte Mikrofonverstärker und Equalizer aus Nashville, Tennessee: Man denkt unwillkürlich an Country Music und renommierte Studios, womit die Geräte schon ‘mal ein gutes Omen in sich tragen.

583s/583e sind Module fürs 500-Format und jeweils 2 Slots breit, wobei die s-Version ausschliesslich einen Preamp und die e-Version zusätzlich einen EQ bereitstellt.

LaChapell 583s

Der Preamp-Teil ist in beiden Varianten gleich, eine Single-Ended-Class-A-Röhrenschaltung mit 12AX7-Doppeltriode. Hinter dem Jensen-Eingangstrafo folgen die beiden Röhrenstufen, deren zweite mit dem „Input“-Gain-Regler gesteuert wird und das Signal an eine solid-state-Ausgangsstufe weitergibt, die mit dem „Output“-Gain dosiert wird.
Der maximale Input des 583 — bezogen auf bestimmten THD-Schwellwert und alternativ für Input-Gain auf max./min. — konnte leider zum aktuellen Zeitpunkt bei LaChapell noch nicht in Erfahrung gebracht werden, und eine Overload-LED für die Röhrenstufen wäre ohnehin eine wünschbare Erweiterung für den 583. Allerdings wäre solche Anzeige naturgemäss vorfixiert auf einen bestimmten THD-Schwellwert (z.B. 1%): Im Bereich beabsichtigter Unterschreitung dieses Wertes wäre die LED also zwar nützlicher Helfer, im Falle gewünschter Überschreitung zugunsten deutlicherer Röhrenverzerrung aber ohnehin kein Ersatz für das Ohr als „Kontrollinstrument“.
Aus der Kombination der beiden Gain-Regler ergibt sich klangliche Variabilität: am „Input“ der farbigere Röhren-Gain, am „Output“ der neutralere solid-state-Gain.
Das Ende der Signalkette bildet ein CineMag-Ausgangstrafo.

Bis zu 72dB Verstärkung sind ausreichend auch für passive Bändchenmikrofone, und die Eingangsimpedanz von 1,5 kOhm ist sehr praxisgerecht ausgelegt. Pad, Polaritätsumkehr und 48V (je mit selbstleuchtenden Schaltern) sowie ein Instrumenteneingang komplettieren die Ausstattung.

Die 583e-Version bringt einen EQ hinzu, der in 3 Frequenzbändern von insgesamt 30Hz bis 20kHz einen Boost/Cut bis zu je 8dB ermöglicht und mit dem man präzise und mit angenehmem Klangresultat arbeiten kann. Der EQ ist raffiniert eingefügt: Über einen je nach Stellung rot oder grün leuchtenden Umschalter lassen sich Preamp und EQ entweder kombiniert einsetzen —der EQ ist dann nach den Röhrenstufen eingeschleift— oder unabhängig voneinander, womit der Preamp an den Anschlüssen des einen Slots und der EQ transformatorlos an denen des anderen Slots bereit steht.

Röhrenbetrieb im 500-Format, damit ist der 583 zwar nicht gänzlich singulär, aber in sehr überschaubarer Gesellschaft. Zusätzlich attraktiv macht ihn, dass die Röhre auf einfache Weise austauschbar, nämlich durch eine Aussparung an der Gehäuseoberseite leicht zugänglich ist. So lassen sich schnell unterschiedliche „Kolben“ der kompatiblen Formate 12AX7, ECC83, CV4004 etc. einsetzen: Eine Vielzahl röhrenbedingter Klangschattierungen steht dem Nutzer offen, er besitzt quasi verschiedene Mikrofonverstärker in ein und demselben Gerät!

Welche durchaus beachtlichen Klangvariationen ein Röhrenwechsel erbringen kann, mag man vor dem Ausprobieren vielleicht gar nicht erwarten. Natürlich geht es nicht um Unterschiede „wie Tag und Nacht“, die klanglichen Nuancen offenbaren sich also am besten im direkt umschaltenden A/B-Vergleich, mit Hilfe voraufgezeichneter Dateien von identischer (!) Klangquelle. Aber genauso ist es in der Regel auch beim Hörtest verschiedener Preamp-Modelle.

Der 583 ist schon mit der Standardbestückung, einer russischen Neuröhre ElectroHarmonix (EH) 12AX7, ein vorzüglicher Verstärker: Satte, aber straffe Bässe, leuchtende Höhen, ein insgesamt farbig-kontrastreiches und gleichzeitig transparentes Klangbild.
Mit diesen Qualitäten überflügelte der 583 beim vergleichenden Hören eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Verstärker. Dass mancher auf „saubere“ Transparenz zielende Konkurrent gegen ihn irgendwie flach —man könnte mitunter auch sagen: langweilig— klingt, mag nicht einmal verwundern. Aber der 583 hatte in meinen Ohren sogar gegen den von mir bis dahin präferierten, ebenfalls sehr farbig-kontrastreichen Burl B1D die Nase vorn (übrigens auch in puncto Verstärkerrauschen).

Ein dann von mir zusätzlich angeschafftes, zweites Exemplar des 583e brachte den angesprochenen Röhrenwechsel. Scott LaChapell stand freundlich-hilfsbereit mit Ratschlägen zu möglichen Röhrenalternativen bereit und empfahl besonders eine englische NOS-Röhre Brimar CV4004, die er auch gleich in den USA zu beschaffen und in den 583 einzusetzen anbot [NOS= New Old Stock, d.h. ungebrauchte Röhren aus historischer Produktion].
Das Bessere ist der Feind des Guten: Die Brimar produziert ein offeneres und räumlicheres Klangbild und erweitert die Bandbreite im Bassbereich. Die Mitten und unteren Höhen sind weicher, aber trotzdem leuchtend; angenehmer, natürlicher, so die Empfindung — ein Klang, den man oft als „seidig“ charakterisiert.
Schaltet man um auf eine Aufnahme mit der EH-Röhre, hat man nun den Eindruck eines leicht nach oben hin verschobenen und dort gleichsam „gestauchten“ Klangschwerpunkts. Zuviel von den oberen Mitten/unteren Höhen, so scheint es, die dann auch die obersten Frequenzen ein wenig „maskieren“. Letztere sind demgegenüber bei der Brimar ein stärker abgesetzter und somit klarerer Abschluss nach oben. Sie erscheint also ausgewogener, die Klangpyramide stimmiger und der Klangeindruck entspannter.

Selbst wer sich nicht an der Jagd nach NOS-Röhren beteiligen mag, entwickelt angesichts solcher Klangvariabilität vielleicht Spass am Ausprobieren verschiedener Typen aus dem erschwinglicheren Bereich der Neuproduktionsröhren. Aus diesem standen mir noch zwei weitere Exemplare zur Verfügung: eine russische Sovtek 12AX7 LPS und eine Tube-Town (TT) 12AX7 Classic (V1-Selektion).
Die Sovtek tendiert mit hellem Klang deutlich in Richtung der EH, als ob sie die gemeinsame Herkunft aus dem Sensor-Röhrenwerk in Saratov untermauern wollte. Die bei der EH erwähnte „Stauchung“ durch starke Präsenz der oberen Mitten ist hier ebenfalls ein Manko, allerdings weniger und bei grösserer Präsenz im Bassbereich. Wie bei der EH lässt im Vergleich die Räumlichkeit zu wünschen übrig, dem Klang fehlt die natürliche Offenheit der Brimar. EH und Sovtek sind stärker „in the face“, was je nach Anwendungsbereich allerdings auch einmal gewünscht sein kann.
Die TT-Röhre neigt demgegenüber mit natürlich-angenehmem, transparent-räumlichem Klang beachtlich in Richtung Brimar, wenn auch im Vergleich zur Britin mitunter ein wenig unterkühlt-schlank getönt. Die Brimar bleibt top in Bandbreite und stimmiger Noblesse des Klangs.

Als Fazit lässt sich jedenfalls die Empfehlung aussprechen, dass sich das Ausprobieren verschiedener Röhren klanglich lohnt, umso mehr angesichts unterschiedlicher Klanggeschmäcker und Musikgenres.

Der 583 von LaChapell macht solche Anpassung leicht und stellt dadurch und mit seinen ohnehin gegebenen Qualitäten eine erstklassige Bereicherung des 500er-Geräteparks dar.

AUDIODATEIEN:
Identische Aufnahmen von Line-Level-Source (D/A-Wandler) in LaChapell 583e (PAD aktivert, kein EQ) unter Verwendung verschiedener 12AX7-Röhren  (an lauteren Stellen bereits merkliche Saturation):
EH — Brimar — TT — Sovtek

Danke Tobias Bigger für den tollen Artikel!

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