Das Beesneez Lily ist ein passives Bändchen-Mikrofon mit „long ribbon“-Geometrie. Der hochwertigen Verarbeitung und dem noblen Äusseren entspricht der Klang: Lily besticht mit einer eindrucksvollen Synthese aus dem mit Bändchen-Mikros gemeinhin assoziierten „Retro-Charme“ und einem moderneren, transparenten und hochtonstarken Klang.

Bändchentypisch hört man ein sattes, druckvolles Bassfundament. Aber dieser Bass hat einen wundervoll eigentümlichen Charme, er erschlägt nicht und deckt das restliche Geschehen nicht zu, sondern entfaltet sich quasi untergründig-indirekt, mit einem runden, gleichsam glockigen Tonfall. Der Mittenbereich ist angenehm schlank und straff und lässt Raum für einen seidigen, aber vernehmlich-prononcierten Höhenbereich. Letzterer bildet auf diese Weise eine präsente, gut ausbalancierte Spitze der Klangpyramide. Die deutliche Konturierung der Außenbereiche des Frequenzspektrums ermöglich –im Verein mit den schlanken Mitten– ein kontrastreiches, gut aufgefächertes und durchhörbares Gesamt-Klangbild. Verglichen mit der eher basslastigen und in den Höhen etwas verhangenen Signatur des traditionellen Bändchenklangs, zeigt sich hierin die oben angesprochene, moderne Fortentwicklung des Ribbon-Konzepts.

Beeznees LilyEin zusätzliches Plus ist die relative Unempfindlichkeit des Lily gegenüber unterschiedlichen Eingangsimpedanzen am Preamp. Dass letztere bei passiven Bändchen oft einen beachtlichen Einfluss auf den Klang ausüben, gehört zu den wichtigen Aspekten beim Umgang mit diesem Mikrofontyp. Das Lily aber zeigt sich hier sozusagen gutmütig.

Zwar ergeben sich durchaus klangliche Nuancen, und bei vorhandener Impedanz-Wahlmöglichkeit lohnt sich ein diesbezüglicher Klang-Check. Aber die teils spektakulären Klangunterschiede, die man z.B. bei einem AEA KU4 mit differierenden Preamp-Impedanzen erfahren kann, finden sich hier nicht.

Dies eher als Pluspunkt zu werten, soll durchaus nicht verkennen, dass deutliche Mikrofonreaktionen auf unterschiedliche Preamp Lasten auch reizvoll sein können, als Mittel der Klanggestaltung ohne EQ. Aber solange vielen Mikrofon-Verstärkern eine umschaltbare Eingangsimpedanz fehlt (geschweige denn ein mehrstufig wählbarer Impedanzwert), scheint es in puncto Praxistauglichkeit gerechtfertigt, die hohe „Toleranz“ des Lily in Sachen Impedanz auf der Haben-Seite zu verbuchen.

Das Lily verdient eine klare Empfehlung und ist seinen noch moderaten Preis mehr als wert.