Lunchbox-Tipps: API 525
Nur wenige Equipment-Hersteller haben so unterschiedliche Kompressoren in ihrem Programm wie Automated Processes, Inc. (API) von der amerikanischen Ostküste, die Erfinder unseres hochgelobten 500-Standards. Heute wird vor allem der 2500 Bus Compressor gerühmt, ein VCA-Bolide, der ebenso punchy wie offen klingt, satter und weniger boxy als der SSL-Buscomp. Zweifelsohne ist der 2500 ein echter Klassiker, aber der 525, API’s Lunchbox-Kompressor, der seit etwa 40 Jahren gebaut wird, spielt in diesem Vergleich oft die zweite Geige – zu Unrecht, wie wir meinen!
Vielmehr ist es so, dass API mit dem 525, der so ganz anders ist als der 2500, die Messlatte für 500-Kompressoren ungemein hoch gelegt hat; und das Jahrzehnte bevor abzusehen war, dass es überhaupt einmal Drittanbieter-Geräte für den 500-Standard geben würde. Und deswegen wird es allerhöchste Zeit, dass wir hier einmal eine Lanze für den 525 brechen.
Im Gegensatz zum VCA-2500 basiert der 525 auf einem FET-Regelelement. Beide API-Comps haben nicht zuletzt aus diesem Grunde nicht viel mehr gemein als den Namen des Herstellers. Technisch ist der 525 dem UREI 1176LN viel näher, und auch klanglich lassen sich hier einige Parallelen ziehen. Mit einer festen Attackzeit von 15 Mikrosekunden (!!!) ist der 525 sogar noch schneller als der 1176 in seinem rasantesten Setting. Und das bedeutet: Die Transienten, die der 525 nicht halten kann, müssen erst noch erfunden werden. Bei den Release-Werten ist der 525 mit vier möglichen Einstellungen flexibler, und auch die Kompressionsrate lässt sich zwischen 2:1 (Comp) und 20:1 (Limiter) umschalten. Dazu verfügt der 525 noch über einen DeEsser-Modus, bei dem ein voreingestelltes Sidechain-Filter den Kompressor stärker auf Zisch-Frequenzen reagieren lässt.
Die Bedienung des API 525 ist etwas ungewöhnlich, und nicht zuletzt deswegen hat er wohl den Ruf einer zickigen Diva bekommen – die der Kompressor aber gar nicht ist! Input- und Output-Potis erinnern ebenfalls an den 1176, und dazu gibts den Ceiling-Drehschalter, der beide Parameter gleichzeitig kontrolliert: Je mehr Kompression, desto mehr Output-Gain, einfacher geht es eigentlich nicht. Das kleine VU-Meter reagiert nicht besonders differenziert, und vielleicht trägt auch das zu dem Ruf bei, dass der 525 schwierig einzustellen sei. Klar, das Teil reagiert etwas anders als andere Kompressoren, aber so viel “Vibe” und “Mojo” es auch erzeugt, eigentlich klingt es niemals schlecht. Wenn man sich einen 1176 vorstellt, der weniger aggressiv und “nach vorne” klingt, stattdessen etwas weicher und runder, trotz der heftigen Kompression, dann ist man schon nahe dran an dem, was den 525 so speziell macht. Wir sind überzeugt: es handelt sich hier um einen der besten Kompressoren für Vocals und (A-)Gitarren aller Zeiten, um einen echten Dicht- und Lautmacher, und nicht zuletzt um ein Teil, das erheblich vielseitiger ist als sein Ruf. Wer den 525 übersieht ist selbst Schuld… 😉
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